Tools and Orientations als E-Book

The Green Box hat sich mit dem Medienkünstler David Jablonowski anlässlich des Erscheinens von Tools and Orientations über E-Books unterhalten.

Im Herbst 2012 erschien im Rahmen der großangelegten Einzelausstellung „Blue Greens“ im Westfälischen Kunstverein der Katalog Tools and Orientations. David Jablonowski, der sich unter anderem mit der dreidimensionalen Lesbarkeit in der Skulptur befasst, sieht sich innerhalb seines Schaffensinteresses mit Fragen konfrontiert, wie man etwa ein Werk updaten bzw. stetig Aktualität mit einbeziehen kann. Durch die Notwendigkeit der Arbeitsweise Jablonowskis angetrieben, beschlossen der Künstler und Katja Schröder, die Kuratorin der Ausstellung, nach einer erweiterten Form der Dokumentation und Präsentation zu suchen. Die Überarbeitung des zweidimensionalen Buches in die Form eines E-Books war der logische Schluss. In Zusammenarbeit mit The Green Box wurde das Vorhaben umgesetzt.

Für David Jablonowski ist die Verwendung von E-Books momentan vor allem eine Paradigmenfrage. Das E-Book versteht er als Tor zur Zukunft – irgendwann wird es die formalen Grenzen sprengen, in die es – trotz aller Innovationen – immer noch gepresst ist. Eine Zukunft, die Jablonowski schon in der Vergangenheit prophezeit sieht: etwa von Douglas Engelbart, dem Vordenker der Computergeneration und Entwickler der Computermaus, oder dem Soziologen, Philosophen und Informationstechnologen Ted Nelson, der von „The Prison of Paper“ spricht, und damit die Begrenzung meint, in die Papier Informationen einzwängt – was sich schließlich auf die Computerstruktur übertragen hat. In den 60er und 70er Jahren sprachen beide bereits von den Möglichkeiten, Computerdokumente in einer erweiterten, dreidimensionalen Form darzustellen, die jenseits der seitenweisen Abfolge, in der sich unser Denken abspielt, befindet. Sie haben das Internet wie einen kosmischen Raum begriffen – als „Xanadu“, das in greifbarer Nähe scheint. Man kann sich das wie ein direktes Eindringen in die Materie vorstellen: Science Fiction à la Mission Impossible oder andere Blockbuster, die mit technischen Visionen von begehbaren Hologrammen und Ähnlichem spielen. Doch bis heute sind wir in dem traditionellen Denken von Abfolgen gefangen. In unserem Alltag sind die Utopien nicht angekommen. 

Für Jablonowski ist das alles eine Frage des allgemeinen Umdenkens – und da stecken wir noch in den Kinderschuhen; müssen aus unseren gewohnten und angesichts dieser Ideen sehr begrenzten Denkstrukturen ausbrechen. Immerhin, das E-Book stellt eine Annäherung dar. Es macht zweidimensionale Inhalte auf eine andere vielleicht konkretere Weise erfahrbar, ermöglicht eine Tiefe der Lesbarkeit. Die Komplexität künstlerischer Arbeit – besonders im Falle Jablonowskis, wird deutlich erfahrbarer gemacht. Es gilt immer noch die traditionelle Struktur der hintereinander abrufbaren Information – jedoch kann man ein Stück weit näher an die Inhalte herangelangen. Das E-Book ist im Gegensatz zum analogen Buch updatebar – es kann ergänzt, verändert oder adaptiert werden.

Als Konkurrenz für das E-Book sieht der Künstler nicht das analoge Buch, sondern das Internet, als der stetig abrufbare und verfügbare Datenlieferant. Der Katalog in Buchform wird sich seiner Meinung als wichtiges Medium halten, da es seinerseits haptische Qualitäten birgt, die der Bildschirm nicht bieten kann. Das E-Book hingegen hat die Qualität eines zeitgemäßen Austauschformats. Inhalte, Informationen, der Einblick in das Oeuvre eines Künstlers können in direkt heruntergeladen und eingesehen werden – ein Vorteil für die weltweite Distribution von Kunst.

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